TexturenTechniken

 

Techniken der Bibliographie unter besonderer Berücksichtigung der Online-Recherche

von Michael Buchmann

Online-Bibliografie Die Technik der Bibliografie hat in jüngster Zeit an Bedeutung gewonnen und lässt sich längst nicht mehr auf das Nachschlagen in Katalogen oder das Durchforsten von Mikrofilmen beschränken. Man versucht dem durch alternativen Bezeichnungen wie "Recherche" oder "information retrieval" Rechnung zu tragen. Die Schwierigkeit der heutigen Bibliografie besteht darin, in den richtigen Datenbanken zu suchen und möglichst genaue Suchbegriffe einzugeben. Deshalb liegt der Schwerpunkt hier auf zweierlei: erstens die Vorstellung verschiedener online zugänglicher Datenbanken und zweitens die Technik des Suchens selbst.

 

Grundlage der Online-Bibliografie sind Kataloge. Da die bibliografischen Verzeichnisse früher in gedruckter Form erschienen, heißen die entsprechenden Datenbanken heute verwirrenderweise immer noch 'Kataloge', sind aber de facto Datenbanken. Frei zugängliche Kataloge nennt man OPACs (Open Access Catalogue). Dazu später mehr.

 

Suchmethoden: Trunkieren, Maskieren, Boolesche Suche Um überhaupt vernünftige Ergebnisse durch die bibliografische Suche erhalten zu können, muss man entsprechende Suchtechniken gezielt einsetzen. Je nach zu Grunde liegender Datenbankstruktur stehen dafür mehr oder weniger Möglichkeiten zur Verfügung. Die wichtigsten sind die Datensatzmerkmale wie Autor, Titel, Stichwort und Schlagwort. Das Merkmal „Stichwort“ enthält alle Wörter des/der Autornamen sowie des Titels und Untertitels. Das Merkmal „Schlagwort“ ermöglicht eine thematische Suche, d. h. wenn man nach Büchern eines bestimmten Themengebietes sucht, kann man die Themenbezeichnung in das Feld „Schlagwort“ eingeben und erhält auch diejenigen Titel, die das gesuchte Thema nicht in ihrem Titel führen.

 

Neben diesen verschiedenen Datensatzmerkmalen in Form von Feldern, kann man die Suche auch durch verschiedene Abfragetermini in Form von Eingaben in die entsprechenden Felder nach Bedarf ausweiten oder einschränken. Auch diese Optionen sind von der Datenbankstruktur abhängig. Nahezu alle unterstützen jedoch die gängigen Termini der Booleschen Suche. Man kann durch die Eingabe von „UND“, „ODER“ und „NICHT“ die Suche präzisieren. Die Funktion der Begriffe entspricht der jeweiligen Bedeutung der Wörter. Der Einsatz dieser Begriffe wirkt Ergebnis-einschränkend.

 

Um Ergebnisse auszuweiten, kann man die Möglichkeiten von Trunkieren und Maskieren nutzen. Kennt man beispielsweise nur den Anfang eines Wortes, kann man durch die Eingabe des bekannten Wortteils und durch Hinzufügen eines Asteriskus „*“ nach allen Wörtern suchen, die mit dem bekannten Wortteil beginnen. Ist zwar das gesuchte Wort, aber nicht die Wortform bekannt, kann man mit Hilfe eines Fragezeichens die nicht bekannten Buchstaben ersetzen, z. B. bei der Suche nach dem Wort „Cuba“ und/oder „Kuba“ durch „?uba“.

 

 

Lieferbare Titel Sucht man nach lieferbaren Büchern, stehen dafür mehrere Datenbanken zur Verfügung, die sich aber je nach Bestand deutlich unterscheiden. Die umfangreichste ist das Verzeichnis lieferbarer Bücher (www.buchhandel.de). Die Datenbank umfasst über eine Million Titel. Fälschlicherweise wird häufig angenommen, das seien alle lieferbaren Titel. Tatsächlich umfasst sie fast alle lieferbaren Titel, denen eine ISBN (International Standard Book Number) zugeordnet ist; das sind zwar nahezu alle lieferbaren Titel, aber Veröffentlichungen sehr kleiner Verlage oder gar Selbstverlage sind darin nicht enthalten, weil diesen auch oft keine ISBN zugeordnet ist, oder die Verlage die Angaben ihrer Titel nicht melden.

 

Die Datenbank wird vom MVB, einer Tochtergesellschaft des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels unterhalten. Die Daten stammen direkt von den jeweiligen Verlagen.

 

Einige Verlage haben ihre Bücher in elektronischer Form für eine Volltextsuche der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Sie sind unter www.libreka.de erreichbar. Diese Datenbank umfasst allerdings nur einen kleinen Teil der lieferbaren Titel.

 

Daneben gibt es Datenbanken der Buch-Großhändler. Diese umfassen zwar nur ca. 300.000 Titel, jedoch sind pro Titel mehr Daten zugänglich: von der Coverabbildung über eine Inhaltsangabe bis zur Wiedergabe des Inhaltsverzeichnisses in einigen Fällen. Die Datenbank mit den genauesten Daten ist die des Großhändlers KNV (www.buchkatalog.de).

 

Außerhalb des regulären Buchhandels lieferbare Titel Neben dem regulären Buchhandel gibt es noch Antiquariatsgroßhändler wie Jokers; Zweitausendeins (www.zweitausendeins.de) ist dagegen nicht nur ein Restegroßhändler, sondern betreibt auch einen eigenen Zweitausendeins-Verlag und ist exklusive Auslieferung für die Verlage Rogner & Bernhard und Haffmanns und Tolkemitt.

 

Außerdem gibt es Buchklubs wie die Büchergilde Gutenberg (www.buechergilde.de), die eigene Ausgaben vertreiben, die nicht über den regulären Buchhandel zu beziehen sind.

 

Vergriffene Titel Vergriffene Titel werden entweder von Privatpersonen oder von Antiquariaten angeboten. Die Suche in den entsprechenden Datenbanken bietet mehrere Vorteile: man kann das Buch bei Interesse erwerben und die Händler fügen dem Angebot oft aufschlussreiche Anmerkungen zum Inhalt bei. Zur Suche bieten sich vor allem Portale an, d. h. eine Suchmaske, die die simultane Suche in mehreren Katalogen ermöglicht.

 

Das umfangreichste Portal ist Eurobuch (www.eurobuch.com), mit dem man einen Bestand von ca. 200 Millionen Titeln gleichzeitig durchsuchen kann.

 

Wer europaweit nach antiquarischen Titeln suchen möchte, kann dies unter http://www.ilab.org/search_form.php mit der Suchmaske der Seite der 'International League of Antiquarian Booksellers' versuchen oder unter http://www.antiqbook.com/books/index.phtml der 'europäischen Site für antiquarische und vergriffene Bücher', wobei letztere beiden Seiten erfahrungsgemäß eher weniger Treffer liefern als eurobuch.com.

 

Metakataloge Wer mit einer ersten Suche möglichst viele und umfassende Ergebnisse geliefert bekommen möchte, was vor allem dann sinnvoll ist, wenn man keine genauen Angaben hat (dann sollte man das Feld 'Freitext' für die Eingabe verwenden) oder nicht genau weiß, in welchen der vorgestellten Kategorien der Titel bzw. Text zuzuordnen ist, der sollte auf den Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) zurückgreifen (http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html).

 

Interessant sind hier vor allem die Kataloge der Bibliotheksverbünde (virtuelle Zusammenschlüsse von Bibliotheken mit entweder regionaler Nähe oder ähnlichen Sammelschwerpunkten) wie SWB und die Datenbank der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), die – zumindest theoretisch – alle deutschen seit 1913 erschienen Titel archiviert. Die Datenbanken der Rubrik 'Buchhandel' sind bei weitem nicht erschöpfend, weshalb bei einer Suche speziell nach käuflich erwerblichen Büchern die Suche in den oben beschriebenen Datenbanken empfehlenswerter ist.

 

Portale

 

OPACs und Einzelkataloge

 

Zeitschriftenkataloge

 

Zeitungskataloge

 

Handschriftenkataloge

 

Kataloge fremdsprachiger Bücher

 

Volltextsuche

 

Onlinetexte Für die Recherche optimal ist natürlich der direkte Online-Zugriff auf den Volltext eines Titels. Rechtlich freie Texte sind daher oft im Internet zu finden. Besonders drei Portale sind hier ihrer Qualität und der Menge der durch sie verfügbar gehaltenen Texte erwähnenswert: Erstens das Gutenberg-Projekt. Die Texte sind über ein alphabetisch geordnetes Register der Autorennamen erreichbar. Was hier fehlt, ist allerdings eine Volltextsuche.

 

Diese Volltextsuche und eine thematische Gruppierung bietet die Seite von Zeno.org (http://www.zeno.org/Bibliothek), ebenso wie die des Projekts Gutenberg (http://gutenberg.spiegel.de/).

 

In Verbindung mit Zeno.org steht die – allerdings kostenpflichtige – Digitale Bibliothek (www.digitale-bibliothek.de).

 

Erwähnenswert ist auch das Projekt Europeana (www.europeana.eu) der Europäischen Union, das im November 2008 starten soll, und in dessen Rahmen die Nationalbibliotheken nach und nach ihren gesamten Bestand digitalisieren und über diese Onlineplattform verfügbar machen sollen.

 

Filmdatenbanken und Diskografien

 

Gebührenpflichtige Dienste

 

Archive

 

Sekundärliteratur

  • Alscher, Hans-Joachim: Dokumentenerschliessung und information retrieval, in: http://homer.members.pgv.at/medienerschliessung/index.html [04.10.2010].
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  • Bramann, Klaus-W./Hoffmann, C. Daniel: Informationssysteme, in: Klaus-W. Bramann/C. Daniel Hoffmann: Wirtschaftsunternehmen Sortiment, 3. völlig neu bearb. Aufl., Frankfurt am Main 2008, S. 183-205.
  • Cromme, Stefan/Ritzi, Christian: Literatur ermitteln, in: Norbert Franck/Joachim Stary (Hg.): Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens. Eine praktische Anleitung, 13. durchges. Aufl., Paderborn/München/Wien/Zürich 2006, S. 33-73.
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  • Gschwender, Oliver: Internet für Philologen. Eine Einführung in das Netz der Netze, Berlin 1999.
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  • Koppitz, Hans-Joachim: Grundzüge der Bibliographie, München 1977.
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  • Zimmer, Dieter E.: Die Bibliothek der Zukunft. Text und Schrift in den Zeiten des Internet, Hamburg 2000.

 

Internetrecherche für Studierende der Germanistik

 


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