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Vespasiano da Bisticci: Lebensbeschreibungen berühmter Männer des Quattrocento

Papst Nikolaus V.

[…] Dem päpstlichen Stuhle flossen viel Reichtümer zu; deshalb begann Papst Nicolaus […] auch Bücher von allen Orten her kommen zu lassen, griechische und lateinische, ohne auf den Preis zu sehen. Er stellte viele Schreiber an, die besten, die er finden konnte; denen gab er beständig Arbeit, ließ auch von Gelehrten Bücher verfassen oder übersetzen und belohnte alle aufs reichlichste, gab ihnen, was ihnen zukam, und darüber hinaus. Wer ihm Übersetzungen brachte, der bekam viel Geld, damit er es um so lieber tue; allen gab er hohes Gehalt und brachte an Büchern jeder Fakultät wohl an fünftausend zusammen. Nach seinem Tode sah man aus dem Inventar, daß im Vergleich zu den Zeiten des Ptolemäus mehr als doppelt soviel Bücher zusammengekommen waren. Immer ließ er schreiben, ohne Rücksicht auf die Kosten, und es gab wenig Orte, wo er nicht Schreiber sitzen hatte. Wenn er keine Bücher fand und sonst keine kriegen konnte, ließ er welche schreiben. Obgleich er, wie ich schon gesagt habe, eine Menge gelehrter Männer nach Rom berufen hatte, schrieb er doch nach Florenz an Messer Giannozzo Manetti, er möge nach Rom kommen, Bücher schreiben und übertragen. Bei dessen Ankunft in Rom empfing er ihn aufs beste, überwies ihm 600 Dukaten außer seinem Gehalt als Sekretär, […] Des Papstes Absicht war, in Sankt Peter eine Bücherei zu stiften zum allgemeinen Gebrauch der ganzen römischen Kurie; das wäre eine herrliche Sache gewesen, wenn es zustande gekommen wäre, aber der Tod überkam ihn, ehe er es vollenden konnte. […]

 

Kardinal Branda

[…] Er ließ viele Bücher schreiben und schenkte sie den Pfründen, denen er angehört hatte. In der Lombardei errichtete er eine Bücherei, zur Benutzung für alle, die sich in den Wissenschaften unterrichten wollten. Für verschiedene Kirchen kaufte er auch Gesangbücher und Paramente, hauptsächlich für seine früheren Pfründen. […]

 

Kardinal Niceno Greco

[…] In dieser ganzen Zeit, die er am römischen Hof verbracht hatte, ließ er immer Bücher schreiben, in jeder Fakultät, sowohl in griechischer wie in lateinischer Sprache. Aber er ließ nicht nur schreiben, sondern auch alle Bücher, die er nicht besaß, kaufen. So verwandte er den größten Teil seiner Einkünfte in löblicher Weise zum Einkauf von Büchern. Als er schon eine große Menge griechischer und lateinischer, wie auch heiliger und profaner Bücher auf diese Weise erworben hatte, dachte er daran, sie an einem würdigen Ort aufzubewahren, insbesondere die griechischen Bücher, damit, wenn je seine unglückliche Heimat zugrunde gehe und dort die Bücher verloren gingen, sie an einem für die Griechen bequemen Orte verwahrt würden. Ihm erschien in Italien kein Ort so geeignet wie Venedig, als Seeplatz, den jeder, der von dort kommt, berührt. Da er große Freundschaft mit den Venezianern hatte, entschied er sich dafür, hier eine öffentliche Bücherei zu errichten, zur allgemeinen Benutzung und Bequemlichkeit. So kam er mit der Signoria und dem Dogen überein, eine öffentliche, jedem zugängliche Bibliothek zu bauen, in der immerfort zwei Beamte anwesend wären. Und so geschah es. Die Zahl der griechischen und lateinischen Bände erreichte die Zahl 600, welche er noch zu seinen Lebzeiten nach Venedig schickte. Diese Bücher kosteten ein unendliches Geld. Im ganzen Kolleg der Kardinäle war keiner so generös wie er. Er wollte nicht nur eine Sache errichten, die für ihn selbst nützlich wäre, sondern auch für die Allgemeinheit, zum Nutzen all derer, die Schriften verfassen wollten und der Quellen dazu bedurften. […]

 

Bischof von Fiesole

[…] Er ließ viele Bücher schreiben und kaufen, um eine Bibliothek zu errichten; diese Bücher hat er dem Kloster von Santo Spirito in Florenz gegeben; einige schenkte er der Bibliothek von Santa Maria del Fiore, in denen man seinen Namen zu seiner Erinnerung noch sehen kann. So verbrachte er sein Leben lobenswert. […]

 

Andreas Ols, englischer apostolischer Protonotar

[…] Messer Andrea hatte viele Bücher schreiben lassen und gekauft und hielt sich in Florenz länger als anderthalb Jahre auf, um diese Bibliothek zusammenzubringen. Da er eine so große Anzahl Bücher zu Land nicht verschicken konnte, wartete er eine Schiffsgelegenheit nach England ab. Dann kehrte er, da sein Wunsch erfüllt, nach England zurück. In England angekommen zog er sich von jedem öffentlichen Leben zurück und begab sich mit jenen Büchern auf eine seiner Pfründen. Er entfernte sich von der Welt, für die er, um der Liebe Gottes willen, von nun ab verstorben war. […]

 

Johann Vitez v. Zvedna, Erzbischof von Gran

[…] Die Tätigkeit des Erzbischofs richtete sich auf lauter wichtige Angelegenheiten. Er war ein gottesfürchtiger Mann von reiner Gesinnung. Eine der ersten Sachen, welche er begann, war, daß er eine sehr schöne Bibliothek einrichten ließ. Er wünschte, daß sich darin Werke jeglicher Fakultät befänden, und ließ in Italien und auswärts danach suchen. Viele Bücher, die er nicht auftreiben konnte, ließ er in Florenz schreiben und scheute keine Ausgaben, wenn sie nur schön und richtig emendiert waren. Er veredelte sein Vaterland, indem er alle Bücher dahin kommen ließ, im Original oder in Übersetzung; es gab wenig Bücher in lateinischer Sprache, welche er nicht besaß. […]

 

Giovanni, Bischof von Fünfkirchen, slavonischer Nationalität

[…] Da er eine gute Bibliothek errichten wollte, kaufte er in Rom alle Bücher, die er bekommen konnte, sowohl griechische wie lateinische, aus jeder Fakultät. In Florenz tat er das gleiche. Er scheute keine Ausgaben, denn er war freigebig. Bei der Abreise ließ er mehrere Hunderte von Gulden zurück, um Bücher herzustellen, griechische und lateinische, die ihm fehlten. […] Er bestellte in Florenz das, was er wünschte, und reiste ab, ging nach Ferrara und kaufte alle Bücher, die er fand. Das gleiche tat er in Venedig, so daß er mit denjenigen, die er gekauft, seinem Bistum eine vorzügliche Bibliothek errichten konnte. Seine ganze Zeit verbrachte er sehr würdig: mit Lesen oder im Verkehr mit Gelehrten. […]

 

Federico, Herzog von Urbino

[…] Da Se. Herrlichkeit eine solche Verehrung für alle Schriftsteller, Griechen wie Lateiner, heilige und heidnische, hatte, so war er auch dazu bestimmt, die herrlichste Bibliothek zu schaffen, die seit tausend und mehr Jahren bestanden hat. Er scheute keine Ausgaben und keine Mühe. Wo er von einem guten Buch in Italien oder im Auslande erfuhr, sandte er danach. Mit vierzehn Jahren und mehr hat er begonnen, diese Bibliothek anzulegen und hat andauernd in Urbino, in Florenz und anderen Städten dreißig oder vierzig Schreiber sitzen gehabt, die für Se. Herrlichkeit schrieben. Er hat dabei den einzig richtigen Weg bei Anlage einer Bibliothek verfolgt, nämlich bei den lateinischen Dichtern zu beginnen. Von diesen hat er alle wertvollen Kommentare gesammelt, dann die Werke aller Redner, alle Werke des Cicero und aller anderen lateinischen Schriftsteller und wertvollen Grammatiker; in diesem Fach, in der lateinischen Sprachlehre, hat er keinen Meister ausgelassen. Alle Geschichtswerke in lateinischer Sprache wollte er besitzen, und nicht nur die lateinischen, sondern auch die griechischen, und auch die Werke griechischer Redner. Unter den Werken der Griechen und der Lateiner über Moral und Naturphilosophie hat Se. Herrlichkeit keines für diese Bibliothek vergessen. Auch die Bücher der vier lateinischen Kirchenväter schaffte er an, und was für Buchstaben! Was für Bücher, wie würdig ausgestattet! Er scheute ja keine Ausgabe. Nachdem diese angefertigt waren, wollte er alle Werke des hl. Bernhard haben und aller alten Doktoren der Kirche, keiner sollte fehlen. Tertullian, Hilarius, Remigius, Hugo von Sanct Victor, Isidor, Anselm, Rabanus, überhaupt alle Kirchenväter. Von den Griechen wollte er alles, was in lateinischer Sprache übersetzt war, die Werke des Dionysius Areopagita, des heiligen Basilius, Cyrill, Gregor v. Nazianz, Johann v. Damascus, von den Lateinern Johann Chrysostomus, Gregorius von Nyssa, Eusebius, alle Werke des Mönches Efrem, des Origenes, eines erlauchten Schriftstellers. Von den lateinischen Werken über Philosophie und Theologie: alle Bücher des Thomas von Aquino, alle Werke des Albertus Magnus, des Alessandro de Ales [Pierre d'Ailly?], des Duns Scotus, des Buonaventura, des Riccardo de Mediavilla [Richard de Mandeville], des Erzbischofs Antonino von Florenz und alle neueren Gelehrten, die Ansehen genießen bis zu den Conformità di Sancto Francesco; alle Werke über Zivilrecht, wunderbare Texte, alle Vorlesungen des Bartolo auf Ziegenleder und viele andere Schriftsteller des Zivilrechts. Die Bibel hat er in zwei Bänden ganz voll Miniaturen reich und prachtvoll ausstatten lassen, daß man es gar nicht sagen kann, die Einbände aus Goldbrokat mit Silber reich beschlagen. Er hat sie so als Buch aller Bücher auszeichnen wollen. Dann besaß er alle Kommentare, so die des Maestro delle sentenze [Petrus Lombardus], des Nicolaus von Lyra und aller alten Gelehrten, die sie kommentiert haben, sowohl die Lateiner wie die Griechen, und das ganze Wortglossar des Nicolaus von Lyra, das ist ein Buch, wie sonst keines in dieser Zeit geschaffen wurde. Alle Astrologen und ihre Kommentare, alle Werke der Geometrie mit Kommentaren, alle Werke der Arithmetik, alle Werke der Baukunst, alle Werke de re militari, alle Schriften der Alten und der Modernen über Maschinen zum Erobern von befestigten Orten, ein wunderbares Buch. Bücher über Malerei, Skulptur, Musik, über kanonisches Recht, alle Texte und Vorlesungen, die Summa des Ferdinand von Ostia und andere Werke in dieser Fakultät. Das Speculum innocentiae. In Medizin alle Bücher des Avicenna, alle Werke des Hippokrates, des Galen, den „Continente“ des Almason „plus quam commentum“, alle Werke des Averroës, sowohl über Logik, wie Natur- und Moralphilosophie. Ein Buch über alle Konzile, alle Werke des Boëthius sowohl über Logik wie Philosophie und Musik. Er besitzt alle Werke der modernen Schriftsteller, von Papst Pius angefangen. Alle Werke Petrarcas in Lateinisch und in der Vulgärsprache, alle Schöpfungen Dantes in Lateinisch und Italienisch, alle Werke des Boccaccio in Latein, alle Werke des Messer Coluccio [Coluccio Salutati]; alle Werke des Messer Lionardo d'Arezzo, eigene Schöpfungen und Übersetzungen, alle Werke Frate Ambrogios [Ambrogio Traversari], eigene und übersetzte, alle Werke Messer Giannozzo Manettis, eigene und übersetzte, alle Werke des Guarino, eigene und übersetzte; alle Werke des Panormita [Beccadelli] in Versen und Prosa, alle Werke des Messer Francesco Filelfo, in Prosa und in Versen, eigene und Übersetzungen, alle Werke des Perotto, sowohl Übersetzungen als auch eigene Schöpfungen, alle Werke des Campano in Prosa und in Versen. Alle Werke des Maffeo Vegio, eigene Schöpfungen, alle Werke Nicolò Secundinos, Übersetzungen und Eigenes, dieser war der Dolmetscher der Griechen und Lateiner beim Konzil der Griechen in Florenz. Alle Werke des Pontanus, eigene und übersetzte, alle Werke des Bartolomeo Fazio, Übersetzungen und Eigenes, alle Werke Gasparinos G. [da Barzizza], alle Werke des Pietro Paolo Vergerio, seine eigenen und Übersetzungen. Alle Werke des Messer Giovanni Argiropulo. Übersetzungen als da sind die ganze Philosophie und die Logik des Aristoteles, Natur und Moralphilosophie, außer der Politik. Alle Werke des Messer Francesco Barbaro, Übersetzungen und Eigenes; alle Werke des Messer Lionardo Giustiniano, eigene und übersetzte, alle Werke des Donato Acciaiuoli, selbstverfaßte und übersetzte, alle Werke von Alamanno Rinuccini, Übersetzungen, alle selbstverfaßten Werke des Messer Cristofano da Prato Vecchio [Cristoforo Landino], alle Werke des Messer Poggio, sowohl übersetzte als eigene, alle Werke des Messer Giovanni Tortella, sowohl Übersetzungen als Selbstverfaßtes, alle Übersetzungen des Messer Francesco d'Arezzo, der beim König Ferrante lebte, und alle Werke des Lorenzo Valla, Übersetzungen und Eigenes. Nachdem er alle Werke aus jedem Gebiet und von alten und neuen Schriftstellern, auch alle Übersetzungen erworben hatte, wollte er gerne auch noch alle Bücher der Griechen besitzen, die sich nur auftreiben ließen. Alle Werke des Aristoteles in Griechisch, alle Werke des Plato, wunderschöne Bücher, ganz auf Pergament, alle Werke des Homer in einem Band, die Ilias und die Odyssee und die Batrachomyomachia, alle Werke des Sophokles, alle Werke des Pindar, alle Werke Menanders, und so alle Dichter der griechischen Sprache, alle „Viten“ des Plutarch in einem wertvollen Band, die Kosmographia des Ptolemäus mit griechischer Malerei, ein wundervolles Buch, die Moralia des Plutarch, ein wertvolles Buch, alle Werke des Herodot, des Pausanias, des Thukydides, des Polybius, alle Werke des Demosthenes und des Äschines, des Philosophen Plotin. Alle Kommentare der Griechen, z. B. die zu Aristoteles, alle Werke Theophrasts, die „Physica de plantis“, alle Wörterbücher der Griechen mit lateinischer Erklärung, alle Werke des Hippokrates und Galenus, alle Werke Xenophons, einen Teil der Bibel in Griechisch, alle Werke des heiligen Basilius, alle Werke des Johann Chrysostomus, alle Werke des heiligen Athanasius, des hl. Johann Damascenus, alle Werke des heiligen Gregor v. Nazianz, des Gregor v. Nyssa, des Origenes, des Dionysius Areopagita, des Johannes Climax, des heiligen Mönches Efrem, des Sophisten Enea. Die Collazionen des San Giovanni Cassiano, den Libro del paradiso, Vitae sanctorum patrum ex Aegypto, die Leben des Barlaam und des Josaphat, ein Psalter in drei Sprachen, ein bewunderungswürdiges Werk in Hebräisch, Griechisch und Lateinisch, Vers für Vers ganz ausgezeichnet. Alle Bücher der Geometrie, der Arithmetik, der Astrologie in griechischer Sprache. Es gibt unzählige Bücher in griechischer Sprache von vielen Schriftstellern, und wo er von solchen hörte, sandte er hin, denn es sollte ihm nichts in irgendeiner Sprache fehlen. Man kann dort sehen alle hebräischen Bücher, angefangen mit der Bibel und allen ihren Kommentatoren, Rabbi Moisè und andere; nicht nur heilige Bücher besitzt er in Hebräisch, sondern auch medizinische, philosophische und aus allen anderen Fächern. Se. Herrlichkeit ließ sich diese Schöpfung 30 Tausend Dukaten kosten, unter anderem ließ er die Werke jedes Autoren karmesinrot und silbern einbinden. Man begann, wie ich schon erzählt habe, mit der Bibel als Anfang von allem und ließ sie in Goldbrokat binden. Dann kamen die Kirchengelehrten dran, die er alle in Karmesin und Silber einbinden ließ, ebenso alle griechischen und lateinischen Autoren, alle Philosophen, Historiker und Mediziner und alle Modernen, so daß da unendliche Bände in dieser selben Art sind, was wunderbar reich aussieht. In dieser Bibliothek sind alle Bücher in höchstem Maße schön, alle mit der Feder geschrieben, kein einziges gedruckt; er würde sich dessen geschämt haben; alle mit den kostbarsten Miniaturen auf Ziegenleder gemalt. Dann ist diese Sammlung einzigartig darin, daß sie alle Autoren, heidnische und heilige, Übersetzungen sowohl wie eigene Schöpfungen, vollständig besitzt; es fehlt kein Blatt von diesen unzähligen Werken. Darin kommt ihr keine andere Bibliothek gleich, denn die anderen alle haben einen Teil der Werke, keine aber ist so vollständig wie diese. Kurze Zeit, ehe der Herzog nach Ferrara ging, war ich in Urbino bei Sr. Herrlichkeit. Ich konnte dort die Inventare sämtlicher Büchereien Italiens, die des Papstes, die von S. Marco in Florenz, von Pavia und unzählige andere (denn man hatte bis nach England nach dem Inventar der Oxforder Bibliothek geschickt), mit dem der Bibliothek Sr. Herrlichkeit vergleichen und wurde gewahr, daß die anderen alle auf einem Punkte versagen, sie haben alle einzelne Werke in vielen Exemplaren, es sind aber nicht wie bei dieser sämtliche Autoren mit all ihren Werken vollzählig vertreten. […]

 


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